Gentechnologie-Grundlagen
Kommentierte Kurzeinführung
Was ist ein Gen?
Jede Körperzelle des Menschen und der meisten anderen
Lebewesen enthält im Zellkern die gesamte Erbinformation. Die Erbinformation
bestimmt die materielle Beschaffenheit von Lebewesen (Organe, Formen, Grösse
usw). Als Gene bezeichnet man Abschnitte der Erbinformation, die allein
oder zusammen mit andern Genen für gewisse Eigenschaften oder Funktionen
des Organismus verantwortlich gemacht werden (z.B. für die Blütenfarbe
einer Blume). Die Gene in den Keimzellen (Samen, Eizellen) werden bei der
Fortpflanzung an die Nachkommen weitergegeben.
Was ist Gentechnologie?
Sie ist ein Spezialgebiet der Biotechnologie und der Molekularbiologie.
Den praktischen Teil davon, also die Vorgänge im Labor, nennt man
auch Gentechnik.
Beachte: Die reine Biotechnologie bedeutet lediglich
die technische Nutzung biologischer Vorgänge, wie z.B. bei der Herstellung
von Yoghurt oder oder Bier, und ist seit Jahrtausenden bekannt. Heute entsteht
jedoch häufig Begriffsverwirrung , indem "nur" von Biotechnologie
gesprochen wird, obwohl eigentlich auch Gentechnologie gemeint ist.
Die Fortpflanzungs- oder Reproduktionstechnologie (dazu
kann auch das Klonen zählen) kommt theoretisch ohne Gentechnik aus,
macht sie sich jedoch auch zunutze, und die Grenzen sind fliessend. In
der Tierzucht gehört die Anwendung zur Tagesordnung. Die gleiche Technik
ist auch auf den Menschen anwendbar.
Was beinhaltet Gentechnik?
Gentechnik ist die Gesamtheit aller menschlichen Eingriffe
("Manipulationen") ins Erbgut von Lebewesen. Diese Eingriffe beinhalten
das Gewinnen, Analysieren, Zerlegen, Verändern, Zusammenknüpfen
und Wiedereinbauen von Genen in ein Lebewesen.
Was ist der Unterschied zur natürlichen Mutation?
Die Evolution, also die geschichtliche Entwicklung der
Lebewesen, beruht auf den beiden Vorgängen Mutation und Selektion.
Mutation ist die spontane Veränderung des Erbguts innerhalb einer
Generation und vor allem beim Übergang auf die nächste Generation.
Die dadurch veränderten Eigenschaften müssen sich dann im Ökosystem,
indem sich das Lebewesen befindet, bewähren oder verändern sich
in der folgenden Generation wieder.
Es gibt auch künstliche Mutationen. Erwiesen ist
jene durch ionisierende elektromagnetische Strahlung (Radioaktivität,
UV usw.) und durch mutagene Chemikalien. Die übrigen Umwelteinflüsse
sind noch zuwenig erforscht.
Die Gentechnik greift nun als neue Methode direkt in
die Gene ein, oft kann eine bestimmte Mutation erzielt werden.
Die Unterschiede zur natürlichen Mutation (Evolution)
sind vor allem:
Es können Veränderungen erzwungen werden, die
sich niemals auf natürliche Weise ergeben hätten;
Gentechnik ist eine massive Beschleunigung der Evolution
(vor- oder rückwärts). Veränderungen, die vielleicht in
1000 Generationen denkbar wären, können in einer einzigen gemacht
werden.
Die durch die Evolution hervorgebrachten Artengrenzen
werden aufgeweicht und durchbrochen, Gene verschiedenster Lebewesen können
gemischt werden. Gentechnik kann so auch retro-evolutiv wirken, Errungenschaften
der Evolution zunichte machen.
Die Darstellung von Wissenschaftlern, Gentechnik sei nichts anderes als "kontrollierte Evolution", entspringt einer hochgradig technokratischen Haltung, stellt philosophisch gesehen einen naturalistischen Fehlschluss dar und ist auch aufgrund der oben dargelegten Unterschiede völlig unhaltbar.