Gen- und andere Technologiediskussionen ent-expertisieren!
Technologiediskussionen werden zwangsläufig von Experten
dominiert.
Von solchermassen Involvierten ist kaum jemals ernsthafte
Kritik zu erwarten.
Eher wirbt ein Metzger für der Vegetarismus als
dass ein praktizierender Gentechnologe sein Metier grundsätzlich hinterfragen
würde.
Diese Expertenmeinungen wirken dann oft belehrend und
überheblich, und die Experten legen sich auch noch gerade die passende
Ethik zurecht.
Auch sogenannte Profiethiker unterstützen die Gentechnik
oft.
Es gibt keine Ethikprofis, ebenso, wie es keine Ethikexperten
gibt. Jeder Mensch sollte eigentlich ausgestattet sein mit einem Gespür
dafür, was ethisch und moralisch verwerflich ist. Weil der Ausdruck
„ethisch und moralisch verwerflich“ jedoch äusserst dehnbar ist, ist
es notwendig, dass sich alle Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft
(und nicht nur Politiker und Ethikkommissionen) mit dem menschlichen Tun,
der Anwendung einer Technik und den möglichen Folgen auseinandersetzen,
mitdiskutieren und sich getrauen, eine eigene Meinung zu haben.
Diese Diskussionen darf niemals nur Fachpersonen vorbehalten
bleiben!
"Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch Ethikprofi
ist."
(Dr. med. Suzanne Braga, Praxis für genetische
Beratung Bern, Zeitschrift Soziale Medizin 1/1996)
"Es gibt keine ethischen Laien. Laien gibt es nur,
wenn es Experten gibt."
Christoph Rehmann-Sutter, Molekularbiologe und Philosoph,
Uni Basel, heute Präsident der Nationalen Ethikkommission für
den Humanbereich; Zeitschrift Soziale Medizin 1/1996)